Geschäftsbericht 2019
„Auf Europas Straßen sterben wöchentlich 500 Menschen. Es ist, als würden jede Woche zwei Passagierflugzeuge abstürzen und keiner an Bord überlebt. Mit diesem Leid können wir niemals zufrieden sein – zumal vieles vermeidbar ist.“ Diese Worte von Antonio Aroso, dem Direktor des Europäischen Verkehrssicherheitsrats, sollten uns zu denken geben und ein Ansporn sein, in den Bemühungen um eine Verbesserung der Verkehrssicherheit nicht nachzulassen. Von 2010 bis 2018 ging in Deutschland die Zahl der Verkehrstoten zwar leicht zurück, aber andere Länder waren viel erfolgreicher: Norwegen, Island und Griechenland gelang es, die Zahl der Verkehrstoten in dieser Zeit in etwa zu halbieren. Im Ranking der Europäischen Staaten sind wir von Platz fünf auf Platz zehn zurückgefallen. Da lohnt es sich, einmal über den Zaun zu schauen, um zu sehen, was andere besser machen. In Irland ist es beispielsweise zwischen 1997 und 2018 gelungen, durch zahlreiche aufeinander abgestimmte, erfolgreiche Maßnahmen die Zahl der Verkehrstoten um 71 Prozent zu senken. Wären wir in Deutschland ebenso erfolgreich gewesen, hätten wir noch 2400 Opfer. Das wären selbstverständlich immer noch viel zu viele, aber wir hätten doch kein ganz so betrübliches Bild, wie es unsere Realität mit 3285 Opfern bietet. Irland ist laut Antonio Aroso ein Modell für die Europäische Union: „Würde jedes Land in Europa das gleiche Sicherheitsniveau wie Irland erreichen, könnten wir die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent senken. Gegenwärtig stehen viele Länder still oder gehen rückwärts.“
Auch wir wollen unseren bescheidenen Beitrag leisten und dabei kritisch darauf achten, ob unsere Projekte noch zeitgemäß sind oder es vielleicht neue, erfolgversprechende Ideen gibt, die wir umsetzen sollten.
Wer uns als Mitglied – und sei es auch nur finanziell – unterstützen will, ist jederzeit herzlich willkommen. Ganz besonders freuen wir uns über den Beitritt von Jugendlichen, die übrigens bis zur Volljährigkeit keinen Beitrag bezahlen müssen.
Ein Beitrittsformular finden Sie auf unserer Homepage www.kreisverkehrswacht-ansbach.de.
Die Vorstandschaft bedankt sich bei allen Mitgliedern, unseren Förderern und denen, die sich mit uns in Ansbach und Umgebung für die Sicherheit des Straßenverkehrs eingesetzt haben.
Neue Verkehrsregeln 2020
Auch der Gesetzgeber möchte 2020 einen Beitrag zur Hebung der Verkehrsmoral und damit zur Erhöhung der Verkehrssicherheit leisten:
- Die Bußgelder für das Parken in zweiter Reihe, auf Geh- und Radwegen sowie das Halten auf Schutzstreifen werden deutlich erhöht. Es werden für solche Verstöße bis zu 100 Euro, in gravierenden Fällen auch Punkte in Flensburg fällig. Bislang waren es höchstens 55 Euro.
- Das dreiminütige Halten auf Schutzstreifen für Radfahrer ist nicht mehr erlaubt.
- Autofahrer, die keine Rettungsgasse bilden, müssen mit einer Geldbuße von bis zu 320 Euro, einem einmonatigen Fahrverbot und zwei Punkten rechnen.
- Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen dürfen künftig innerorts nur noch mit Schrittgeschwindigkeit (7 km/h) rechts abbiegen. Verstöße werden mit einem Bußgeld in Höhe von 70 Euro und einem Punkt geahndet. Dadurch sollen Kollisionen mit Radfahrern, die sich im „toten Winkel“ rechts vom Fahrzeug befinden, verhindert werden.
Überblick über die Aktivitäten im Jahr 2019
Schulwegsicherheit
Zu Beginn des Schuljahres 2019/2020 galt unsere besondere Aufmerksamkeit wie in den vergangenen Jahren den Schulanfängern. An die Gemeinden wandten wir uns mit der Bitte, die Schulwegmarkierungen zu überprüfen und bei Bedarf zu erneuern sowie an den Fußgängerampeln die Schilder „Nur bei Grün – den Kindern ein Vorbild“ anzubringen.
Unsere traditionellen Veranstaltungen zu Beginn des Schuljahres fanden an den ersten beiden Schultagen in der Karolinenschule in Ansbach mit Oberbürgermeisterin Carda Seidel und Rektorin Eveline Glöklen sowie in der Grund- und Mittelschule Herrieden mit Landrat Dr. Jürgen Ludwig und Rektor Werner Winter statt. Beide Male nahm auch Schulamtsdirektor Hans Hauptmann teil und war zur Freude seines jungen Publikums der Zauberer Hans-Günter Adelhard, alias „Del Hardo“, mit von der Partie. Carda Seidel appellierte an die Eltern, möglichst auf das „Taxi Mama und Papa“ zu verzichten, um die Hektik vor den Schulen abzubauen. Außerdem tue es den Kindern gut, wenn sie vor Unterrichtsbeginn wenigstens ein paar Schritte laufen. Dr. Ludwig betonte, wie wichtig es sei, gesund zu bleiben. Dazu trage auch bei, seinen Schulweg und dessen Gefahrenstellen genau zu kennen und immer darauf gefasst zu sein, dass andere Verkehrsteilnehmer Fehler machen. Herr Hauptmann gab zu, als Kind auf dem Schulweg öfter einmal abgelenkt gewesen zu sein. Heute wisse er, wie falsch und sogar gefährlich das war. Abschließend erhielten alle ABC-Schützen Sicherheitsüberwürfe, die die Sparkasse Ansbach spendete.
In Zukunft will die AOK Bayern die Überwürfe für die bayerischen Schulanfänger sponsern. 2019 übernahm sie das bereits für die Förderschulen in Ansbach und Herrieden.
Zum 40. Mal lief das von der Sparkasse Ansbach, der Woche im Blick (WiB) und der Verkehrswacht gemeinsam organisierte Preisausschreiben zum Schuljahresanfang. Dabei geht es uns nicht nur darum, schöne und kostbare Preise zu verteilen, sondern wir wollen die Teilnehmer an Regeln erinnern, die für Kinder auf dem Weg zur Schule, aber auch sonst im Straßenverkehr von Bedeutung und gerade aktuell sind. Rund 95 Prozent aller Teilnehmer hatten alles richtig und kamen in die Auslosung. Im November „fischte“ unsere Glücksfee Sandra Beck von der Sparkasse aus einer prall gefüllten Trommel die 45 Sieger.
Diese zogen kurz vor Weihnachten im Brücken-Center unter der humorvollen und flotten Moderation von Lisa Renz-Hübner ihre Preise im Gesamtwert von mehr als 3000 Euro. Diesmal gab es nicht wie in den anderen Jahren fünf, sondern wegen des 40-jährigen Jubiläums sogar zehn Hauptgewinne, die alle an Teilnehmer aus der Stadt und dem Landkreis Ansbach gingen.
Thema einer weiteren Verkehrssicherheitsaktion ist das Verhalten am und im Schulbus. An sich ist die Beförderung durch Busse sehr sicher. Trotzdem kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen. 2019 wurden sogar bei der Kollision von zwei Schulbussen 16 Kinder leicht verletzt. Die Verkehrserzieher der Polizei veranstalteten zusammen mit der Verkehrswacht, der Stadt und dem Busunternehmer Manfred Lang (Firma Steiner) an allen Ansbacher Grundschulen und – hier von der Verkehrswacht finanziert – an einer Reihe von Schulen im Landkreis wieder ein Bustraining. Es geht dabei um das richtige Verhalten beim Ein- und Aussteigen und während der Fahrt sowie um den toten Winkel rund um den Bus.
Arbeitshefte Radfahren im 4. Schuljahr
Dass die Kinder gerne – vor allem aber sicher – mit dem Fahrrad fahren, ist uns ein großes Anliegen. Deshalb haben wir den Grundschulen angeboten, die Kosten für die Arbeitshefte „Radfahren im 4. Schuljahr“ zu übernehmen. Von diesem Angebot machten 24 Schulen Gebrauch. Nicht zuletzt dank eines Zuschusses der Landesverkehrswacht Bayern konnten wir diesen finanziellen Kraftakt meistern.
Schüler- und Schulbuslotsen
Insgesamt 110 Schülerlotsen, Schulbuslotsen und erwachsene Schulweghelfer sind derzeit an sieben Schulen in unserem Zuständigkeitsbereich im Einsatz. Erfreulicherweise sind immer mehr Erwachsene bereit, die Aufgaben zu übernehmen, die in früheren Zeiten ausschließlich Schülerlotsen wahrnahmen.
Im Juli verabschiedeten wir die zum Schuljahresende ausscheidenden Lotsen jeweils an ihrer Schule. Als Ausdruck unserer besonderen Anerkennung erhielten sie eine Urkunde und eine Ehrennadel sowie einen Einkaufsgutschein.
Im Schülerlotsenwettbewerb auf Kreisebene belegten Luca Holzschuh, Jennifer Braun und Sophia Marx, alle aus Herrieden, die ersten drei Plätze. Zur Belohnung gab es Einkaufsgutscheine eines Ansbacher Einkaufszentrums.
Am 18. Dezember fand in Anwesenheit des stellvertretenden Landrats Kurt Unger und von Schulamtsdirektor Holger Sauerhammer der traditionelle Weihnachtsempfang für unsere Verkehrshelfer statt. Herr Unger sprach den Lotsen seine Anerkennung für ihre Bereitschaft aus, im Interesse ihrer Mitschüler erhebliche Opfer zu bringen, um den Dienst pünktlich, sachkundig und mit Fingerspitzengefühl wahrzunehmen. Herr Sauerhammer wies auf die Wichtigkeit dieses Engagements hin, das unbedingt erhalten und möglichst sogar noch ausgebaut werden müsse. Wo Schülerlotsen und Verkehrshelfer im Einsatz seien, habe es seit Jahrzehnten keinen schweren Unfall gegeben.
Könner durch Erfahrung
Ziel des „Könner“-Programms ist es, bei jungen Auto- und Motorradfahrern die Kenntnisse über das richtige Verhalten im Straßenverkehr zu vertiefen. Die Kurse sind kostenlos und finden jeweils an einem Samstagnachmittag statt. 2019 konnten wir fünf Kurse für Autofahrer durchführen, an denen 68 Fahranfänge teilnahmen. Außerdem gab es zwei Motorradkurse mit 20 – sehr engagierten – Bikern.
Auf www.kreisverkehrswacht-ansbach.de kann man sich über unsere Aktionen informieren und sich schon jetzt als junger Kraftfahrer zu den „Könner“-Kursen im neuen Jahr anmelden. Die Termine werden demnächst veröffentlicht.
An zwei Tagen im Oktober schulten wir die Fahrerinnen und Fahrer der Lebenshilfe Ansbach im Umgang mit größeren Fahrzeugen, die beim Transport von behinderten Menschen eingesetzt werden.
Mobilität für Senioren
Unter Motto „Sicher am Lenkrad, auch wenn man älter wird“ führen wir Seminare für ältere Autofahrer durch. Dabei geht es darum, dass sich die Teilnehmer mit dem Autofahren in der heutigen Zeit ganz allgemein beschäftigen und sich mit ihren eigenen Fähigkeiten kritisch auseinandersetzen. Autofahrer müssen bekanntlich im Gegensatz zu ihren Fahrzeugen nicht regelmäßig auf den Prüfstand, sie haben eigenverantwortlich auf ihre Fahrtauglichkeit zu achten. Ziel ist es, die Mobilität und die Lebensqualität, die mit dem Autofahren verbunden ist, möglichst lange zu erhalten. In kleinen Gruppen werden die Stärken und Schwächen ermittelt und erörtert. Auch die moderne Technik der Autos und neue Verkehrsregeln kommen zur Sprache. Einen Vormittag lang können die Teilnehmer bei praktischen Übungen wie Einparken, Rückwärtsfahren oder Vollbremsung zeigen, wie gut sie noch in Form sind. Eventuelle Defizite werden von den Moderatoren angesprochen und wenn möglich abgestellt. 2019 konnte der verantwortliche Leiter Otmar Herrmann 7 Kurse mit 79 Teilnehmern abhalten. Darüber hinaus gab es vier Info-Veranstaltungen, in denen das Projekt vorgestellt und für die Teilnahme geworben wurde. Interessierte können sich telefonisch an Herrn Herrmann wenden: 0981/84320.
Ehrungen
Im Rahmen des Schülerlotsenempfangs im Dezember ehrten wir die Eheleute Gisela und Herbert Geyer aus Ansbach als bewährten Kraftfahrer für 50 Jahre unfallfreies Fahren. Frau hatte vor einigen Jahren bereits eine Auszeichnung für 40 Jahre Unfallfreiheit erhalten.
Ausgezeichnet werden kann jeder, der seit 10, 20, 25, 30, 40 oder 50 Jahren ohne Beanstandung (Strafe, Bußgeld, Führerscheinentzug) aktiv am motorisierten Straßenverkehr teilnimmt. Als bewährter Berufskraftfahrer kann geehrt werden, wer seit 5, 10, 20 oder 30 Jahren ohne Bestrafung wegen Verkehrsverstößen beruflich unterwegs ist. Melden Sie sich bei uns, wenn Sie die Unterlagen für einen Antrag benötigen.
Datenschutz
Der Schutz der Daten unserer Mitglieder und von Personen, die unsere Dienste in Anspruch nehmen, ist uns ein ernstes Anliegen. Unsere Datenschutzerklärung finden Sie in unsere Homepage.
Wir wünschen ihnen und allen Freunden und Förderern ein gesundes und unfallfreies Jahr 2020.
IHRE KREISVERKEHRSWACHT ANSBACH e. V.
Dr. Gottfried Held, Vorsitzender
Geschäftsstelle: Föhrenstraße 16, 91623 Sachsen, Telefon: 09827/927778; Fax; 09827/927779;